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11. April 2024 | Erstellt von Redaktion Cyberriskmanager.de

Die verborgene Bedrohung: Interne Risiken für die IT-Sicherheit

Interne Risiken für die IT-Sicherheit

Die Sicherheit der IT ist ein allgegenwärtiges Problem, das Unternehmen aller Größen und Branchen betrifft. Oft konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf externe Bedrohungen wie Hacker und Cyberkriminelle. Dabei wird oft übersehen, dass auch interne Akteure eine ebenso signifikante Gefahr darstellen. Interne Risiken für die IT-Sicherheit bzw. interne Akteure können Mitarbeiter, Auftragnehmer, Praktikanten oder sogar ehemalige Mitarbeiter sein, die autorisierten Zugang zu den Unternehmenssystemen haben. Dieser Artikel widmet sich dieser häufig übersehenen, aber sehr realen Bedrohung und bietet praktische Lösungsansätze, um ihr entgegenzuwirken.


Die unterschätzte Bedrohung durch Insider

Insider haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber externen Bedrohungen: Sie sind bereits Teil des Unternehmens. Sie haben Zugang zu den Netzwerken und Daten, kennen die Struktur und die Abläufe des Unternehmens und wissen, wo sensible Informationen gespeichert sind. Die Bedrohung durch Insider kann unbeabsichtigt oder absichtlich erfolgen und reicht von einfachen Fehlern bis hin zu vorsätzlichen Handlungen.

Zum Beispiel könnte ein gut gemeinter Mitarbeiter, der auf einen Phishing-Link klickt, unabsichtlich Malware in das System einschleusen. Ein unzufriedener Mitarbeiter könnte sich entscheiden, sensible Daten zu stehlen und sie an Konkurrenten oder Medien weiterzugeben. In extremen Fällen könnte ein verärgerter Mitarbeiter versuchen, die Systeme zu sabotieren oder zu zerstören.

Arten von internen Bedrohungen

Interne Bedrohungen lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen:

  1. Unbeabsichtigte Bedrohungen: Diese entstehen, wenn Mitarbeiter aus Unwissenheit, Fahrlässigkeit oder unzureichender Schulung Sicherheitsvorfälle verursachen. Beispielsweise könnte ein Mitarbeiter versehentlich auf einen Phishing-Link klicken, ein unsicheres Passwort verwenden oder vertrauliche Informationen in einem öffentlichen Forum preisgeben.
  2. Absichtliche Bedrohungen: Hierbei handelt es sich um Insider, die gezielt versuchen, dem Unternehmen Schaden zuzufügen. Sie könnten beabsichtigen, Daten zu stehlen, zu löschen oder zu manipulieren, oder sie könnten versuchen, Malware in das System einzuschleusen.
  3. Indirekte Bedrohungen: Diese treten auf, wenn ein externer Angreifer die Anmeldedaten eines internen Benutzers erlangt und diese verwendet, um Zugriff auf das Netzwerk zu erhalten. Obwohl der eigentliche Angriff von außen erfolgt, nutzt er die internen Zugriffsrechte und erscheint daher wie eine interne Bedrohung.

Wie man Insider-Bedrohungen aufspürt

Das Entdecken von Insider-Bedrohungen kann knifflig sein, da Insider bereits legitimen Zugriff auf Systeme und Daten haben und somit schwer von normalen Nutzern zu unterscheiden sind. Dennoch gibt es diverse Anzeichen und Methoden, die helfen können, mögliche Insider-Bedrohungen zu identifizieren.

  1. Auffällige Netzwerkaktivität: Ein plötzlicher Anstieg des Datenverkehrs, besonders zu ungewöhnlichen Zeiten oder Orten, könnte auf eine interne Bedrohung hindeuten. Ein Mitarbeiter, der beispielsweise außerhalb seiner regulären Arbeitszeiten große Datenmengen überträgt, könnte versuchen, Daten zu stehlen oder Malware einzuführen.
  2. Zugriff auf sensible Daten: Wenn ein Mitarbeiter plötzlich Zugriff auf sensible Daten anfordert, die für seine Tätigkeit nicht erforderlich sind, könnte dies auf böswillige Absichten hinweisen. Ein striktes Zugriffsmanagement und das Prinzip der minimalen Berechtigungen können helfen, dieses Risiko zu verringern.
  3. Veränderungen im Mitarbeiterverhalten: Verhaltensänderungen bei Mitarbeitern könnten ebenfalls auf eine interne Bedrohung hindeuten. Ein unzufriedener oder desinteressierter Mitarbeiter könnte eher dazu neigen, schädliche Handlungen zu unternehmen. Auch unerklärliche Reichtümer oder ungewöhnliche Arbeitszeiten könnten auf böswillige Absichten hindeuten.
  4. Verstöße gegen Sicherheitsrichtlinien: Wiederholte Verstöße gegen Sicherheitsrichtlinien können ein weiteres Anzeichen für mögliche Insider-Bedrohungen sein. Mitarbeiter, die beispielsweise regelmäßig versuchen, auf gesperrte Websites zuzugreifen oder unerlaubte Software herunterzuladen, könnten versuchen, Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen.
  5. Unerklärliche Änderungen an Dateien oder Konfigurationen: Wenn Dateien oder Systemkonfigurationen ohne nachvollziehbare Erklärung geändert wurden, könnte dies auf eine interne Bedrohung hindeuten. Ein Insider könnte versuchen, Zugänge zu erleichtern, Dateien zu löschen oder Spuren zu verwischen.
  6. Anomalie-Erkennung und maschinelles Lernen: Moderne Technologien wie Anomalie-Erkennung und maschinelles Lernen können helfen, Abweichungen im Nutzerverhalten zu identifizieren. Diese Systeme können lernen, was als normales Verhalten für jeden Nutzer in Ihrem Netzwerk gilt und Alarme auslösen, wenn Abweichungen festgestellt werden.

Keine dieser Strategien allein ist ausreichend, um Insider-Bedrohungen zu erkennen. Ein effektiver Ansatz erfordert eine Kombination aus verschiedenen Strategien und Technologien sowie eine kontinuierliche Überwachung und Verbesserung der Sicherheitsprozesse und -richtlinien.

Präventive Maßnahmen gegen Insider-Bedrohungen

Um sich gegen interne Risiken für die IT-Sicherheit zu schützen, ist ein umfassender und vielschichtiger Ansatz erforderlich, der sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen umfasst. Hier sind einige wichtige Strategien, die berücksichtigt werden sollten:

  1. Schulungen zur Sicherheit: Sicherheitsschulungen sind eine der wirksamsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Insider-Bedrohungen. Mitarbeiter sollten über gängige Angriffsmethoden wie Phishing, Malware und Social Engineering informiert werden. Zudem sollten sie Best Practices zur Passwortsicherheit, Umgang mit vertraulichen Daten und Erkennung von Sicherheitsrisiken erlernen. Es ist wichtig, dass Mitarbeiter die spezifischen Sicherheitsrichtlinien und -prozesse des Unternehmens verstehen und befolgen.
  2. Richtlinien und Verfahren: Klare, verständliche Sicherheitsrichtlinien und -verfahren sind entscheidend für die Prävention von Insider-Bedrohungen. Diese sollten unter anderem Richtlinien zur Passwortsicherheit, Nutzung von Geschäftsgeräten und -netzwerken, Meldung von Sicherheitsvorfällen und Umgang mit vertraulichen Daten umfassen. Die Richtlinien müssen regelmäßig überprüft, aktualisiert und klar kommuniziert werden.
  3. Technische Kontrollen: Verschiedene technische Kontrollen können helfen, Insider-Bedrohungen zu verhindern, darunter Zugriffskontrollen, Firewalls, Intrusion-Detection- und -Prevention-Systeme (IDS/IPS), Verschlüsselung und Anomalie-Erkennung. Diese Kontrollen bedürfen regelmäßiger Überprüfung, Aktualisierung und Anpassung an neue Bedrohungen.
  4. Zugriffsmanagement: Zugriffsmanagement ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Prävention von Insider-Bedrohungen. Hier sollte man den Zugriff auf Systeme und Daten auf das notwendige Minimum beschränken und streng kontrollieren. Dabei hilft es, das Prinzip des geringsten Privilegs (PoLP) anzuwenden. Zusätzlich gilt es, Zugriffsrechte regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.
  5. Regelmäßige Sicherheitsaudits: Sicherheitsaudits helfen dabei, Sicherheitslücken zu identifizieren und die Einhaltung von Sicherheitsrichtlinien zu überprüfen. Sie sollten regelmäßig durchgeführt werden und von qualifizierten Experten durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Audits sollte man nutzen, um Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern und zukünftige Präventionsstrategien zu entwickeln.
  6. Incident-Response-Management: Ein solider Incident-Response-Plan ist entscheidend, da selbst die besten Präventionsmaßnahmen nicht alle Bedrohungen abwehren können. Der Plan sollte klare Anweisungen enthalten, wie auf verschiedene Arten von Sicherheitsvorfällen zu reagieren ist, wer verantwortlich ist und wie man Informationen über den Vorfall kommuniziert. Der Plan muss regelmäßig überprüft und getestet werden.

Fazit

Die interne Bedrohung ist eine reale Gefahr für die IT-Sicherheit von Unternehmen. Mit einem richtigen Ansatz zur Erkennung und Prävention können Sie jedoch Ihr Risiko minimieren und Ihr Unternehmen schützen. Ihre Mitarbeiter können dabei eine wichtige Rolle als Sicherheitsressource spielen, wenn sie richtig geschult und ausgestattet sind.

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