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16. Oktober 2024 | Erstellt von Redaktion Cyberriskmanager.de

IT-Resilienz in produzierenden Unternehmen: Ein entscheidender Wettbewerbsfaktor

IT-Resilienz

In der heutigen digitalisierten und global vernetzten Welt ist IT-Resilienz zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor für produzierende Unternehmen geworden. Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse hat nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Abhängigkeit von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) erhöht. Ausfälle oder Störungen in IT-Systemen können erhebliche Folgen haben – von Produktionsstillständen über finanzielle Verluste bis hin zu Schäden am Unternehmensimage. In diesem Kontext ist IT-Resilienz mehr als nur ein Trend; sie ist eine strategische Notwendigkeit.

Was ist IT-Resilienz?

IT-Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, seine IT-Infrastruktur und -Systeme trotz Störungen, Cyberangriffen oder anderer unerwarteter Ereignisse aufrechtzuerhalten oder schnell wiederherzustellen. In produzierenden Unternehmen ist dies besonders kritisch, da moderne Fertigungsprozesse zunehmend auf IT-Systeme angewiesen sind. Ein Ausfall eines IT-Systems kann beispielsweise die Lieferkette unterbrechen, Maschinen stilllegen oder die Qualitätssicherung behindern.

Resilienz bedeutet in diesem Zusammenhang jedoch nicht nur die Reaktion auf Zwischenfälle, sondern auch eine proaktive Planung und die Fähigkeit, sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Sie umfasst Prävention, Reaktion, Wiederherstellung und kontinuierliche Verbesserung. Unternehmen, die IT-Resilienz erfolgreich umsetzen, sind in der Lage, den Betrieb auch unter erschwerten Bedingungen aufrechtzuerhalten, was ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschafft.

Die Herausforderungen der IT-Resilienz in der Produktion

Produzierende Unternehmen stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, wenn es um die Sicherstellung der IT-Resilienz geht, wie Prof. Dr. Rüsche, Leiter der Arbeitsgruppe IT-Infrastrukturen der Hochschule Bochum, festellt. Diese Herausforderungen betreffen sowohl interne als auch externe Faktoren.

a) Zunehmende Komplexität der IT-Landschaft

Moderne Produktionsanlagen sind hochgradig vernetzt und nutzen zunehmend Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), Cloud Computing, Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierungssysteme. Diese Technologien bringen einerseits erhebliche Effizienzgewinne mit sich, andererseits erhöhen sie aber auch die Komplexität der IT-Landschaft. Diese wachsende Komplexität erschwert es, potenzielle Schwachstellen zu identifizieren und schnell auf Probleme zu reagieren.

b) Cybersecurity-Bedrohungen

Mit der zunehmenden Vernetzung von Maschinen und Anlagen über das Internet steigt auch die Gefahr von Cyberangriffen. Ransomware-Angriffe, Datenlecks oder gezielte Sabotageakte können IT-Systeme lahmlegen und die Produktion erheblich stören. Viele produzierende Unternehmen verfügen jedoch noch nicht über ausreichende Cybersecurity-Maßnahmen, um sich gegen diese Bedrohungen zu wappnen. Ein umfassender Schutz ist notwendig, um nicht nur externe, sondern auch interne Bedrohungen abzuwehren.

c) Abhängigkeit von Zulieferern und Partnern

Die Lieferketten der produzierenden Industrie sind oft komplex und global organisiert. Ein IT-Ausfall bei einem Zulieferer kann gravierende Folgen für das eigene Unternehmen haben. Es ist daher wichtig, auch die IT-Resilienz der Partner und Zulieferer zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass diese ebenso robuste Systeme und Notfallpläne haben.

d) Veraltete IT-Systeme

Viele produzierende Unternehmen setzen nach wie vor auf ältere IT-Systeme und Softwarelösungen, die möglicherweise nicht den heutigen Anforderungen in Bezug auf Sicherheit und Resilienz entsprechen. Diese Systeme können anfällig für Störungen und Cyberangriffe sein und müssen regelmäßig modernisiert oder ersetzt werden, um den aktuellen Standards zu genügen.

Strategien zur Stärkung der IT-Resilienz

Um die IT-Resilienz zu verbessern, müssen produzierende Unternehmen eine Vielzahl von Maßnahmen ergreifen. Hier sind einige zentrale Strategien, die Unternehmen in Betracht ziehen sollten:

a) IT-Risikomanagement und Business Continuity Planning (BCP)

Ein robustes IT-Risikomanagement ist entscheidend, um potenzielle Bedrohungen zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Risikominimierung zu ergreifen, weiß Professor Rüsche. Teil dieses Prozesses ist auch die Entwicklung eines umfassenden Business Continuity Plans (BCP), der sicherstellt, dass das Unternehmen auch im Falle eines IT-Ausfalls handlungsfähig bleibt. Dieser Plan sollte regelmäßige Tests und Updates beinhalten, um sicherzustellen, dass er stets auf dem neuesten Stand ist.

b) Redundanz und Backup-Systeme

Redundanz spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der IT-Resilienz. Unternehmen sollten dafür sorgen, dass kritische IT-Systeme und Daten mehrfach gesichert sind. Dies kann durch die Implementierung von Backup-Systemen, hochverfügbare Cloud-Lösungen und redundanten Netzwerken erfolgen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf die Sicherung der Produktions- und Konfigurationsdaten gelegt werden, da diese für die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs unerlässlich sind.

c) Cybersecurity stärken

Der Schutz vor Cyberangriffen ist eine der größten Herausforderungen für produzierende Unternehmen. Ein umfassendes Cybersecurity-Programm, das Firewalls, regelmäßige Sicherheitsupdates, Schulungen für Mitarbeiter und Notfallpläne umfasst, ist unerlässlich. Zudem sollten Unternehmen die Möglichkeit in Betracht ziehen, spezialisierte Sicherheitslösungen wie Intrusion-Detection-Systeme oder Security-Information-and-Event-Management-Systeme (SIEM) oder Security-Operation-Center (SOC) einzusetzen, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu neutralisieren.

d) Automatisierung und Künstliche Intelligenz

Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung können nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch zur Verbesserung der IT-Resilienz beitragen. KI-basierte Systeme können beispielsweise dabei helfen, Anomalien in Produktionsprozessen frühzeitig zu erkennen und Maßnahmen zur Fehlerbehebung zu ergreifen, bevor es zu größeren Störungen kommt. Auch automatisierte Backup- und Recovery-Systeme können die IT-Resilienz deutlich verbessern.

e) Schulung der Mitarbeiter

Mitarbeiter spielen eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der IT-Resilienz. Es ist wichtig, dass sie regelmäßig geschult werden und über die neuesten Bedrohungen sowie die entsprechenden Präventionsmaßnahmen informiert sind. Eine „Mensch-zu-Technologie“-Schnittstelle, bei der die Mitarbeiter als erste Verteidigungslinie gegen IT-Ausfälle und Cyberangriffe fungieren, ist essenziell.

Die Rolle von Führungskräften und IT-Abteilungen

Die Verantwortung für die IT-Resilienz eines produzierenden Unternehmens liegt nicht nur bei der IT-Abteilung, sondern auch bei den Führungskräften und hier insbesondere der Geschäftsführung. Das Management muss IT-Resilienz als strategische Priorität behandeln und die nötigen Ressourcen und Budgets bereitstellen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen IT- und Produktionsabteilungen ist ebenfalls unerlässlich, um sicherzustellen, dass IT-Lösungen optimal in den Produktionsprozess integriert werden.

Die IT-Abteilung muss regelmäßig Audits und Penetrationstest durchführen, um Schwachstellen in den Systemen zu identifizieren und zu beheben. Zudem sollten neue Technologien kontinuierlich auf ihre Relevanz und ihren Nutzen für die IT-Resilienz geprüft und gegebenenfalls implementiert werden.

Fazit

IT-Resilienz ist für produzierende Unternehmen im digitalen Zeitalter von entscheidender Bedeutung und ein nicht zu vernachlässigender Wettbewerbsfaktor, wie Professor Rüsche hervorhebt. Die wachsende Komplexität der IT-Infrastrukturen, die Abhängigkeit von digitalen Systemen und die Bedrohungen durch Cyberangriffe machen es unerlässlich, dass Unternehmen proaktive Maßnahmen ergreifen, um ihre IT-Systeme widerstandsfähig zu machen. Durch eine Kombination aus Risikomanagement, Cybersecurity, Redundanz, Automatisierung und kontinuierlicher Schulung der Mitarbeiter können produzierende Unternehmen sicherstellen, dass sie auch in Krisenzeiten handlungsfähig bleiben und ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten.

Die Sicherstellung der IT-Resilienz ist nicht nur eine technische Aufgabe, sondern erfordert eine ganzheitliche strategische Ausrichtung, die das gesamte Unternehmen einbezieht. Nur so können produzierende Unternehmen den Herausforderungen der digitalen Welt erfolgreich begegnen und ihre langfristige Stabilität und Wachstumsfähigkeit sicherstellen.

Dieser Artikel wurde verfasst von

Prof. Dr. Simon F. Rüsche

Profilbild Professor Dr. Simon Rüsche

Leiter der Arbeitsgruppe ITK-Infrastrukturen und -Dienste an der Hochschule Bochum

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